Text: Jan Wrege
Alles hat seine Zeit, sagte sich George Shaw vor drei Jahren: „Ich wollte etwas völlig anderes machen.“ Er gab seine Tätigkeit als Golflehrer auf und gründete „ShawGolf“ in Altenholz bei Kiel. Ein neues Business, eine neue Aufgabe – aber immer noch das gleiche Ziel. Helfen, dass Golfer wie du und ich den Ball besser treffen. Der 39 Jahre alte Engländer bietet in seinem Shop in Altenholz alles an, was zum Golfsport benötigt wird. Vor allem aber hat er sich auf individuell angepasste Schläger spezialisiert. Sein Credo: „Fitting macht jeden Spieler besser, vom Anfänger bis zum Profi.“
Wie alle guten Golfer auf den britischen Inseln hatte auch George Shaw den Plan, sein Glück als Playing Pro zu versuchen. Mit zwölf Jahren hatte er im Worthing Golf Club seine ersten Schläge gemacht, schon zwei Jahre später trat er mit Handicap 0 an den Abschlag. Er begann die Ausbildung zum PGA Professional auf dem Golfplatz West Sussex und spielte parallel von 1995 bis 1999 auf der Hippo Tour und auf der Challenge Tour. Eine spannende Zeit, die Shaw neben manchem schönen Erlebnis aber auch die Erkenntnis brachte: „Die Konkurrenz ist sehr stark. Für mich wurde klar: Lass‘ die Finger davon.“
Er ging nach Deutschland und wurde Head Pro im Golf & Land Club Gut Uhlenhorst. Überaus erfolgreich, denn fast 15 Jahre an einem Ort als Golflehrer sind ungewöhnlich und zeugen davon, dass hier einer einen guten Job gemacht hat. 2013 fand George Shaw, dass es Zeit sei für eine Neuorientierung. „In der Saison stehst du von acht bis acht auf der Driving Range. Ich wollte mehr Zeit für meine Frau und meine zwei Kinder haben. Mehr Unabhängigkeit, mehr Lebensqualität.“
Dem Norden Deutschlands blieb der Brite verbunden. 2009 hatte er das frühere Pastorat in Altenholz erworben, nun war alles bereit für den Start von ShawGolf. Auf 300 Quadratmetern Ladenfläche ist alles zu finden, was das Golferherz begehrt. Das gibt es auch anderswo, doch das Besondere ist hier die Maßanfertigung von neuen Schlägern bzw. die Verbesserung von vorhandenem Material: Shaw ist als Professional Clubmaker ausgebildet, verfügt in Altenholz über moderne Analyse-Einrichtungen, eine bestens ausgestattete Werkstatt und er bietet alle gängigen Marken an. Höchsten Wert legt er auf die individuelle Betreuung: „Ich kümmere mich um jeden Kunden persönlich.“
Und zwar leidenschaftlich. Deshalb sollte, wer zum Fitting nach Altenholz kommt, einen Termin haben und etwas Zeit mitbringen. Fitting bedeutet natürlich mehr als Eisen biegen. Griff, Schaft, Schlägerkopf, Schwunggewicht – das Thema ist komplex. Shaw schätzt, dass drei von vier Golfspielern mit Schlägern spielen, die nicht oder nur schlecht auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst sind. Das hat Konsequenzen. „Man muss komische Kompensationsbewegungen machen, oder sogar unterschiedliche von Schläger zu Schläger. Das macht es schwierig, beständig den Ballflug zu kontrollieren“, weiß George Shaw.
Vielen Golfern und Golferinnen ist es gar nicht bewusst, dass manches Frusterlebnis auf dem Platz seine Ursache in den Schlägern von der Stange hat. „Die Menschen sind unterschiedlich groß, die Arme sind nicht bei allen gleich weit vom Boden entfernt, es gibt große und kleine Hände“, nennt Shaw nur einige Beispiele, warum der Standard-Schläger stets nur ein Kompromiss sein kann. Dazu kommen noch viele weitere Faktoren wie Kraft und Beweglichkeit, die den Schwung beeinflussen. Zu meinem Besuch in Altenholz hatte ich meine eigenen Schläger mitgebracht. Ungefittet von der Stange. Geschmiedete Mizunos mit Graphitschaft, die ich seit vier Jahren ganz okay finde. Aber schon als George Maß nimmt, stellt sich heraus, dass die Schläger einen halben Inch zu kurz sind. Gut, das sind 1,26 Zentimeter. Nicht weiter tragisch, ich könne damit leben, wenn ich immer darauf achte, den Schläger möglichst am Ende zu halten.
Viel schlimmer ist aber, dass der Lie-Winkel (Schlägerunterkante zum Schaft) „völlig falsch“ ist, wie George ermittelt. Mein Eisen 7 steht bei optimaler Ansprechhaltung um 2,5 Grad auf der Spitze, anstatt gerade aufzuliegen. Er spannt das Eisen in eine Maschine und biegt es auf den korrekten Lie. Der Effekt ist verblüffend: Schon das Gefühl beim Ansprechen des Ball ist besser, es fühlt sich natürlicher an. Der Vergleich beim Schlagen des korrigierten Eisen 7 zum nicht behandelten Eisen 6 bestätigt mein Gefühl. Ein Klebeband zeigt an, wie die Sohle des Schlägers den Boden berührt: Mit dem „neuen“ Eisen 7 tendenziell mittig (gut!), mit dem alten Eisen 6 eher mit der Spitze (schlecht).
George erklärt mir dann den Unterschied zwischen statischem Fitting, bei dem nur der Körper vermessen wird, und dem dynamischen Fitting, bei dem der Schlag mit Kamera und Computer analysiert wird. Das bringt weitere Daten zu den individuellen Eigenschaften des Spielers, die benötigt werden, um den geeigneten Schaft zu finden. „Der Schaft ist extrem wichtig. Er ist der Motor des Schlägers“, sagt George. Ist der Schaft zu leicht, zu schwer, zu lang, zu kurz, zu weich oder zu steif, hat das unguten Einfluss auf den Ballflug. „Man produziert zu viel oder zu wenig Backspin, man verlíert Distanz, schlägt zu flach oder zu hoch“, erklärt der Experte.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gewichtverteilung im Schläger, das sogenannten Schwunggewicht. Das ermittelt Shaw auf einer Waage. „Die Schläger sollten alle sehr ähnlich sein. Das hilft, einen guten Rhythmus zu finden“, erläutert der Clubmaker, der Korrekturen mit einem Bleiband vornimmt.
Ich habe viel gelernt bei meinem Besuch in Altenholz. Club-Fitting ist zwar keine Geheimwissenschaft, aber auch nichts, was man so nebenbei lernt. Langjährige Erfahrung des Fitters ist notwendig, um den perfekten Schläger herzustellen. Man sollte sich einem Experten wie George Shaw anvertrauen, der zudem noch einen schönen Nebeneffekt anbietet. Analyse und Fitting sind bei ShawGolf stets auch mit exklusiven Tipps von einem früheren Playing Pro verbunden – da kann der Golflehrer George dann doch nicht aus seiner Haut.
Dieser Text erschien in der FORE!, Ausgabe Nr. 11 Herbst 2016