Text: Jan Wrege
Er ist der am meisten benutzte Schläger im Bag und der von etlichen Golfern am meisten unterschätzte. Man staunt gelegentlich, wenn man in die Taschen schaut. Da finden sich nicht selten glitzernde Eisen, ein aktueller Driver, eine fein abgestimmte WedgeKollektion – und ein Putter für 20 Euro aus dem Internet. Training auf dem Grün? Laaangweilig, lästige Pflicht.
Auch beim Fitting denken die meisten vor allem an die Schläger für die langen Bälle. Was soll das beim Putter bringen? „Viel“, sagt George Shaw, den wir in FORE! Nr. 11 vorgestellt haben und den wir heute erneut in Altenholz besuchen, um zu erfahren, was uns auf der letzten Etappe einer jeden Golfbahn weiterbringen kann.
„Bei den meisten Profis stehen um die 50 Putter im Keller. Es ist der am meisten gewechselte Schläger. Alle sind immer auf der Suche nach dem optimalen Putter“, weiß Shaw, der selbst vier Jahre als Playing Pro unterwegs war, bevor er sich dem Beruf als Golflehrer widmete und sich seit 2013 auf Fitting spezialisiert hat. So viele Putter braucht ein Clubspieler natürlich nicht. Es ist schon nicht ganz leicht, aus der unüberschaubaren Auswahl an Puttern mit Blade-, Half-Mallet- und Mallet-Köpfen, mit längeren und kürzeren Schäften, mit unterschiedlichen Gewichten, mit dicken oder dünnen Griffen ein passendes Instrument zu wählen.
Dabei hilft Shaw. „Es hängt vom Handicap ab, von der Körpergröße, ob man meistens auf langsamen oder etwas schnelleren Grüns spielt“, nennt der 39 Jahre alte Engländer nur einige der wichtigsten Faktoren für die Auswahl. Dazu kommen Fragen, ob man eher auf einer geraden Bahn oder in einem leichten Bogen schwingt, ob man nah oder etwas entfernt am Ball steht, mit welchem Griff man sich am besten fühlt.
„Golfer oberhalb von Handicap 18 sind meistens mit einem Mallet-Putter am besten bedient“, sagt Shaw. Bei diesen ist der Kopf etwas größer und schwerer, was das Pendeln erleichtert, zudem ist viel Platz für Ausrichtungshilfen. Mallets sind fast immer „face-balanced“: Das Gewicht ist so verteilt, dass die Schlagfäche nach oben zeigt, wenn man den Putter in der Hand wiegt. Diese Bauart erleichtert es, stets „square“ an den Ball zu kommen.
„Bessere Golfer bevorzugen oft einen klassischen Blade-Kopf. Da ist es wie bei den Blade-Eisen. Sie vermitteln mehr Feedback, aber sie sind weniger fehlerverzeihend“, sagt George Shaw, „man braucht mehr Gefühl, Erfahrung und die Fähigkeit, das Grün sehr gut zu lesen.“ Die Blade-Putter sind oft „toe-balanced“ und damit für Spieler geeignet, die in einem Bogen von innen an den Ball kommen. Hier sorgt der Schwerpunkt in der Spitze des Kopfes dafür, dass sich die Schlagfläche „square“ stellt. Auch die Gewichtsverteilung im Putter insgesamt ist interessant. Ein tiefer Schwerpunkt („counter balance“) macht die Pendelbewegung oft besser kontrollierbar. Es gibt aber auch Spieler, die sich mit einem Dual-BalancePutter besser fühlen, beispielsweise einem Modell von Ping, für das auch variable Gewichte zu haben sind.
All dies analysiert Shaw zusammen mit dem Kunden in einer ausführlichen individuellen Beratung. Sowohl, wenn es um eine Neuanschaffung geht, als auch bei der Anpassung eines lieb gewonnenen Putters, der schon im Gebrauch ist. Bei meinem Scotty Cameron Monterey 1.5 stellten wir fest, dass der Lie-Winkel (Schlägersohle zum Schaft) nicht passte. Ich brauchte in der Ansprechhaltung eine Kompensation, um den Putter gerade aufzusetzen. Nachdem Shaw das gute Stück zurechtgebogen hatte, fühlte sich alles besser an. Nur ein Beispiel dafür, was bei einem Fitting passieren kann.
Bei Bedarf kann natürlich auch die Länge verändert werden oder der Loft der Schlagfläche. Auf den in Schleswig-Holstein üblicherweise nicht sehr schnellen Grüns rät Shaw zu etwas mehr Loft, um den Ball besser in Fahrt zu bringen. Wichtig ist auch der Griff, der Gefühl und Stabilität im Schlag verbessern kann. In den vergangenen Jahren kamen extrem dicke Griffe in Mode, inzwischen beobachtet Shaw aber wieder, dass sich viele mit einer mittleren Stärke am besten fühlen. Shaw-Golf in Altenholz führt Putter aller gängigen Marken wie Odyssey, Scotty Cameron, Ping, Titleist etc. Ganz neu hat Shaw als Stützpunkthändler für Schleswig-Holstein die neuen Putter von Evnroll im Angebot, die mit einer besonderen Innovation aufwarten.
Dieser Text erschien in der FORE!, Ausgabe Nr. 12 Frühjahr 2017