Altenholz. Gewisse Briten erfreuen sich hierzulande seit dem Brexit nicht wirklich großer Beliebtheit. George Shaw zählt nicht dazu, was nicht nur daran liegt, dass er 1999 die Grafschaft Sussex Richtung Schleswig-Holstein verließ und somit seinen persönlichen Brexit in Richtung Deutschland vollzog. Nein, der Golflehrer gilt im Norden als Schläger-Spezialist. Er repariert, er berät, und er hilft seinen Kunden, bessere Golfer zu werden.
Wer völlig unbedarft auf dem Gebiet des „Schläger-Fittings“ ist, der fährt gespannt zum „Eisenbieger aus Altenholz“, wie George Shaw einmal bezeichnet wurde, da der 43-Jährige Schläger in eine Maschine einspannt, um deren Loft zu verändern. Ein Besuch beginnt zunächst mit der Vermessung des Kunden. Dessen Größe, Länge der Arme und Umfang der Hände sind wichtige Parameter. Schnell kommt der Golf-Lehrer zu seinen ersten Urteilen: „Deine Eisen sind von der Länge ideal, aber deine Griffe sind zu dünn.“
Dann folgt die Frage, bei der der Proband besser nicht schummeln sollte: „Wie weit schlägst du mit deinem Eisen 7?“ Deckt sich die Antwort nicht mit den anschließenden, von einer an einen Computer angeschlossenen Videokamera begutachteten Versuchen, ist er flugs entlarvt. Der Eisenbieger diagnostiziert schnell, warum der Handicap-24-Spieler nicht auf die gewünschten Weiten kommt: „Dein Stahlschaft wiegt ungefähr 110 Gramm, du brauchst einen deutlich leichteren. Probier es mal mit einem 40-Gramm-Schaft.“ Damit erhöhten sich die Geschwindigkeiten des Schlägerkopfes und des Balles und daraus wiederum folge mehr Länge.
Zehn Schläge später spuckt der Computer das Ergebnis aus. Im Durchschnitt hat sich die Schlägerkopfgeschwindigkeit von 95 km/h auf 114 km/h erhöht. Das ist zwar nicht die Welt, die Weltbesten kommen in etwa auf das Doppelte, aber es bringt Meter - rund 15 rechnet der Eisenbieger vor.
Dann schaut sich George Shaw die Rescues im Bag an. „Du brauchst ein richtiges Fairwayholz“, stellt er schnell fest, „damit erzielst du deutlich mehr Länge.“ Er wählt ein Exemplar mit 20 Grad und einem 36 Gramm leichten Schaft aus, es liegt angenehm in der Hand, das Gefühl ist gut, das Ergebnis auch. 131 m carry im Schnitt. Damit kann der Kunde gut leben, doch Shaw, der ehemalige Challenge-Tour-Spieler, der schon als 14-Jähriger im Pro Shop des Golfclub Worthing Schläger reparierte, rät, noch einmal eine Nacht über den Kauf zu schlafen. „Mit diesen Schlägern gibt es keine Ausreden mehr“, gibt er mit einem verschmitzten Lächeln zu Bedenken. Der Eisenbieger, der mit seiner Frau Mayke und den beiden Kindern über seinem Shop in Altenholz wohnt, ist nämlich kein harter Hund, sondern ein smarter Typ.
Erschienen in den Kieler Nachrichten